Das solltest du vor deiner ersten Schneeschuhtour wissen
2. Februar 2023
Schneeschuhlaufen ist eine schöne Möglichkeit, Zeit in verschneiten Landschaften zu verbringen. Wir erklären, welche Regeln du beachten musst und wie du bei der Ausrüstung die richtige Wahl triffst.
Fotos: Michael Neumann & Ruedi Thomi
Zwar kann ich mit Schneeschuhen nicht abfahren, Schneeschuhwandern ist aber leichter als Skifahren. Die Einstiegshürde ist also bei Weitem nicht so hoch. Und statt steifer, unbequemer Skischuhe trägt man weiche, warme Trekkingschuhe. Zudem lässt sich die Ruhe und die Abgeschiedenheit in den Bergen mit dem Rummel auf der Skipiste nicht vergleichen. Eine Schneeschuhausrüstung ist günstiger als eine Skiausrüstung, und die Lifttickets spart man sich meistens auch noch.
Mit Schneeschuhen unterwegs
Wie funktioniern Schneeschuhe?Er verteilt das Gewicht der Person auf eine grössere Fläche und vermindert somit das Einsinken im Schnee. Ein integriertes Harscheisen und das Profil rundum geben zudem auch in steilem Gelände Halt.
Ich habe noch nie auf Schneeschuhen gestanden. Wie und wo fange ich an?
Erste Schritte kann man beispielsweise auf einem speziell für Schneeschuhläufer ausgeschilderten, markierten Winterwanderweg machen. Wähle deine Tour für den Anfang nicht zu steil, damit du Reserven hast und dich auf die etwas ungewohnte Art des Gehens konzentrieren kannst.
Wie ziehe ich Schneeschuhe an?
Wir werden oft gefragt, ob es bei Schneeschuhen links und rechts gibt. Gibt es: Die Verstellriemen der Bindung liegen immer aussen. Idealerweise hat die Bindung auch eine Steighilfe. Diesen Bügel klappt man aus, um bei Anstiegen mehr Druck auf den Schneeschuh bringen zu können. Auch die Ergonomie profitiert, wenn der Schuh trotz Schräge waagerecht aufsetzt.
Wie geht man mit Schneeschuhen? Ist das schwierig?
Man gewöhnt sich sehr schnell an die Schneeschuhe, auch wenn sich nach der ersten Tour ein Muskelkater einschleichen kann. Der Laufstil ist etwas breitbeiniger, man geht wie ein alter Cowboy.
Und wenn der Weg endet und der Tiefschnee beginnt?
Im unberührten Tiefschnee muss der oder die Erste spuren, also stapfend den Schnee runterdrücken, bis er trägt. Für den Zweiten ist es dann schon einfacher. So lassen sich auch Konditionsunterschiede ausgleichen – wer fitter ist, darf spuren. Beim Anlegen der Route gilt es zudem, das richtige Mass zwischen Steilheit und Strecke zu finden. Wer schnurstracks den Berg hochspurtet, braucht unheimlich viel Kraft. Und wer das Gefälle scheut, unheimlich viel Zeit.
Was sollte man im Tiefschnee beachten?
Bevor man sich jedoch vom befestigten Weg in den ungesicherten Tiefschnee wagt, sollte man sich zunächst intensiv mit den dort lauernden Gefahren beschäftigen. Das können Lawinen sein, aber auch Treeholes: Hohlräume rund um Baumstämme, von Ästen verborgen. Wer da aus Versehen kopfüber reinfällt, hat ein Problem.
Früher sahen Schneeschuhe aus wie übergrosse Tennisschläger, heute wie verkleinerte Pistenraupen – warum?
Moderne Schneeschuhe verhindern nicht nur das Einsinken im Schnee in der Ebene, sie performen auch in steilem Gelände – und dazu braucht es Frontzacken unter der Bindung und Längsprofile, um beim Traversieren von Hängen ein seitliches Abrutschen zu vermeiden.
1x1 der Schneeschuhe
Welche Schneeschuhtypen hat Transa im Sortiment?
Wir unterscheiden grob zwischen solchen mit Alurahmen plus Bespannung und jenen komplett aus Kunststoff in unterschiedlichen Breiten und Längen. Auch für Kinder und Jugendliche haben wir spezielle Schneeschuhe. Nur diese Jack-London-Modelle aus Birkenholz mit Tierhautbespannung führen wir nicht mehr (lacht).
Was ist der Unterschied zwischen Alu und Kunststoff?
Alurahmen eignen sich gut für flaches bis leicht geneigtes Gelände mit viel Pulverschnee. Kunststoffschneeschuhe sind noch eine Spur robuster und bieten sehr sicheren Halt. Sie eignen sich besonders für harten Schnee und Harsch, weil sie steif sind und der Druck sich flächig verteilt. Daher werden sie bevorzugt bei alpinen Touren eingesetzt. Man kann das in etwa mit einem steigeisenfesten Alpinschuh vergleichen: extrem stabil, aber beim normalen Wandern fast schon zu viel des Guten.
Kann ich mit Schneeschuhen abfahren?
Nein, der Schneeschuh bietet Halt in jeder Situation, eben auch bergab. In lockerem Schnee und mit dem richtigen Gefälle kann man jedoch so bergab springen, dass es sich ein bisschen wie Fliegen anfühlt. Derzeit wird jedoch hinter den Kulissen viel getüfelt, so dass in zwei, drei Jahren auch Modelle denkbar sind, mit denen man gut abfahren kann.
Gehen denn Schneeschuhe nicht auch irgendwann mal kaputt?
Alles, was in der Praxis kaputtgehen kann, kann man auch wieder reparieren oder ersetzen. Dazu kannst du deine Ausrüstung bei uns vorbeibringen, Infos dazu findest du hier. Im Verhältnis aber zu manch anderem Sportgerät halten Schneeschuhe ohnehin lange durch. Daher sind meist neue Technologien der Grund für einen Neukauf, nicht der Verschleiss.
Wie funktionieren die Bindungen?
Bei den Schneeschuhen aus unserem Sortiment bewegt sich der Fuss vertikal in einem Scharnier. Zum Anschnallen setzt MSR auf ein System aus Bändern oder die Paragon-Bindung (eine Art Netz), die man bei Nichtgebrauch flachdrücken kann – so lassen sich die Schneeschuhe gut am Rucksack befestigen. Tubbs setzt verstärkt auf das komfortable Boa-System. Mittels eines zentralen Drehrads wird ein mehrfach umgelenkter Draht gespannt, in dessen Mitte eine Art Dach den Schuh in Position hält. Welche Bindung zu einem passt, ist individuell und letztendlich Geschmackssache. Am besten bringt man seinen Trekking- oder Winterschuh mit zum Anprobieren. So sehen wir gerade, welche Bindung sich am besten eignet.
Die passende Ausrüstung
Welche Grösse brauche ich bei Schneeschuhen?
Es ist wichtig, die richtige Grössenwahl zu treffen: Schwere Personen, die eventuell noch viel Gepäck schultern, brauchen viel Fläche, damit sie nicht einsinken. Pfiffig sind Modelle, die per Verlängerung an unterschiedliche Bedingungen anpassbar sind. Wir führen schmalere und breitere Schneeschuhe im Sortiment. Wer kürzere Beine hat, ist meistens mit schmalen Schneeschuhen besser bedient.
Wo kann ich Schneeschuhe mieten?
Wir bieten dir in allen unseren Filialen Schneeschuhe und Lawinensicherheitsausrüstung zur Miete an. Infos und Mietpreise findest du hier.
Welche Schuhe soll ich fürs Schneeschuhwandern anziehen? Reichen meine normalen Wanderschuhe?
Empfehlenswert sind eine feste Sohle, robustes Aussenmaterial, eine wasserdichte wie atmungsaktive Membrane und genügend Platz für dickere Socken. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, eignet sich jeder Wanderschuh. Wer schnell kalte Füsse hat, sollte ein Schuh mit Isolation tragen. Das bieten viele Wanderschuhe in der Regel nicht. Wir bieten auch spezielle Winterwanderschuhe an, die sich optimal zum Schneeschuhlaufen eignen. Sie sind wärmer und haben eine griffigere Sohle, falls man die Schneeschuhe mal auszieht, sowie einen höheren Schaft gegen eindringenden Schnee. Vorhandene Schuhe kann man in diesem Punkt übrigens gut mit Gamaschen upgraden.
Welche Ausrüstung brauche ich fürs Schneeschuhlaufen?
Essenziell sind gute Trekkingstöcke mit bequemer Handschlaufe und Tiefschneetellern. Dazu ein Rucksack der 25-Liter-Klasse, eine Sonnenbrille gegen Schneeblindheit, bei sehr unwirtlichen Bedingungen auch eine Skibrille mit hellen Gläsern, dazu Handschuhe, Mütze, Hose und Jacke aus Softshell, Thermosflasche und je nach Tour die komplette Lawinenausrüstung. Auch eine Stirnlampe hat noch nie geschadet, sollte man sich mal in der Tourlänge verschätzen.
Gibt es spezielle Bekleidung für Schneeschuhläufer?
Nicht wirklich. Wer auf Winterwanderwegen unterwegs ist, kleidet sich wie für einen sportlichen Spaziergang bei Minusgraden. Wer in die Höhe strebt oder sich verausgaben will, wählt die Bekleidung eines Tourenskiläufers. Hier halten Ortovox, Mammut & Co. die komplette Kollektion fürs Zwiebelprinzip bereit. Als erste Lage auf die Haut kommt lange Unterwäsche aus Kunstfaser oder Merino. Diese nimmt den Schweiss auf und leitet ihn grossflächig nach aussen weiter. Dort verrichtet die mehr oder weniger dicke zweite Lage ihren Dienst. Sie ist für die Isolation und den Schweissweitertransport verantwortlich und kann bei Bedarf auch weggelassen oder doppelt genommen werden. Aussen werkelt in der Regel eine Lage aus Softshell als Barriere gegenüber den Elementen. Softshell ist hoch atmungsaktiv, winddicht und wasserabweisend bis wasserdicht. Kommt der Schnee dagegen als Regen und waagerecht von vorne, braucht es eine Hardshell, die etwas weniger atmungsaktiv, dafür aber zu 100 Prozent wasserdicht ist.
Brauche ich auch Lawinen-Equipment?
Wer die befestigten und kontrollierten Wege verlässt, sollte sich theoretisch wie praktisch mit dem Thema Lawine auseinandersetzen. Und in den Bergen braucht es zwingend eine LVS-Ausrüstung, egal ob man auf Schneeschuhen, mit Ski oder Splitboard unterwegs ist. LVS meint die Lawinen-Verschütteten-Suche – und hoffentlich auch Rettung. Dazu brauchen alle einen Lawinenpiepser, der sendet und im Ernstfall auch empfängt. Ist der Verschüttete damit lokalisiert, wird seine Lage mithilfe einer Sonde exakt bestimmt und er so schnell wie möglich ausgegraben.
Aber der Besitz allein nützt nichts, oder?
Nein. Der Besitz allein, ohne das Wissen und die Routine der Benutzung, vermittelt sogar eine trügerische Sicherheit, die den Benutzer oder die Bentuzerin vielleicht dazu verführt, riskantere Entscheidungen zu treffen. Mit dem Erstkauf einher sollte daher immer auch die Buchung eines Lawinenkurses gehen. Frag doch einfach beim Kauf nach der nächstgelegenen kompetenten Bergschule. Damit ist es aber nicht getan. Wichtig ist auch, dass die Gruppe wenigstens einmal im Jahr unter möglichst realistischen Bedingungen übt.
Die Ausrüstung passt, das Know-how ist angeeignet. Kann ich jetzt einfach laufen, wo ich will?
Ja, los geht’s. In der Schweiz kann man grundsätzlich überall Schneeschuhlaufen gehen. Es gibt jedoch einige Regeln, die beachtet werden müssen. Detaillierte Infos dazu gibt es hier:
Ab vom Schuss im Iglu
Kann ich mit Schneeschuhen auch mehrtägige Touren machen – so wie die Skitourengeher?
Selbstverständlich. Es ist bei der Tourlänge und Schwierigkeit nur zu beachten, dass Auf- und Abstieg im Vergleich zur Skitour anstrengender und damit langwieriger sind.
Und die Übernachtung?
Am stilechtesten wohnt man natürlich im Iglu. Das hat den Vorteil, dass man statt eines schweren Zelts nur eine leichte Schneesäge einpacken muss und selbst der Schlafsack dank der guten Isolierleistung des Iglus eine Nummer dünner ausfallen kann. Die Kehrseite der Medaille ist die lange Bauzeit. Während ein Zelt in drei Minuten steht, braucht ein Iglu sehr viel Zeit. Eine gute Alternative ist die Schneehöhle, die man seitlich in eine Wechte gräbt. Aber auch auf Berghütten und in Wellness-Hotels sind Schneeschuhgeher natürlich gern gesehene Gäste.
Reicht mein Schlafsack für eine Iglu-Nacht?
Wenn das Iglu gut gebaut ist, herrscht innen eine Temperatur um die null Grad. Ein in den meisten Outdoor-Haushalten vorrätiger Schlafsack mit einer Komforttemperatur von minus fünf Grad sollte also reichen.
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