Für das kleine Ganze

17. Mai 2021

Eine Transa Gruppe im tatkräftigen Einsatz für "Bienen Bern". Das Ziel: ein Provisorium für den Lern- und Leihbienenstand zu bauen. Unsere Joy begeistert mit ihrem Engagement für die fleissigen Wesen.

Fotos: Noah Raaflaub

Verkaufsberaterin, Filiale Basel
Ihr Ding: Berge und Bienen
Als Imkerin schlägt mein Herz für das faszinierende Universum der Bienen. Das Wissen um die Wichtigkeit der kleinen Wesen für unser gesamtes Ökosystem, für die Artenvielfalt, lässt mich aktiv werden. Ob in meinem ökologisch gehaltenen Garten, wo ich bewusst Raum für Tiere und einheimische Pflanzen schaffe, oder in meinem Nutzgarten, wo alte Gemüsesorten gedeihen – alles hat seinen Wert für das Ganze. Und wenn ich gerade nicht in meinem Garten stehe, bin ich Mutter, begeisterte Berggängerin und Transianerin. Einerseits arbeite ich in der Filiale Basel, andererseits begegne ich euch in normalen Zeiten an der Café-Bar in der Filiale Markthalle Bern. An ebendieser Café-Bar entstand die Idee, unser Trinkgeld einem sinnvollen Nutzen zuzuführen. Schnell bekam ich Rückhalt von unterschiedlichen Gspönli. Wir haben uns mit Felix und Stephan von «Imkerinnen und Imker Bern und Umgebung» kurzgeschlossen, eine Transa Gruppe zusammen getrommelt und einen Tag lang unsere gewohnte Arbeit gegen Hammer und Pinsel eingetauscht.

Das Ziel: ein Provisorium für den Lern- und Leihbienenstand zu bauen, einen zentralen Standort für angehende Imkerinnen und Interessierte. Was das alles bedeutet? Das Interview auf den nächsten Seiten klärt auf …
Wofür steht IB (Imkerinnen und Imker Bern und Umgebung)? Stephan: Wir sind eine Gemeinschaft von knapp 100 Imkerinnen und Imkern aus der Region Bern, die fasziniert von den Bienen sind und sich in diesem Bereich engagieren! Der Verein bietet Anfängern wie Profis die Möglichkeit, sich über Freuden und Sorgen auszutauschen und Informationen zu bekommen.

Ihr engagiert euch für die Erschaffung eines «Lehr- und Leihbienenstandes». Was hat es damit auf sich?
Stephan: Lehrbienenstände dienen der Aus- und Weiterbildung von Imkerinnen und Imkern und anderen Interessierten. Allein im Kanton Bern gibt es rund zehn davon. Mit dem Lehr- und Leihbienenstand wollen wir die Möglichkeit schaffen, dass man für die Dauer des zweij ährigen Grundkurses unter Anleitung ein Volk betreuen und erste Erfahrungen sammeln kann, bevor man sich in die umfangreichen Anschaff ungen stürzt und dann vielleicht feststellen muss, dass man sich dieses Hobby anders vorgestellt hat und die angeschafften Bienenvölker verwahrlosen oder unsachgemäss gepflegt werden.

Gewusst?

  • 120'000 Kilometer müssen Bienen für ein Glas Honig (500 Gramm) fliegen.
  • 30 KM/H schnell kann eine Biene fliegen. Eine Stubenfliege kommt dagegen nur auf circa 10 KM/H
  • Bis zu 2000 Blüten fliegt eine Biene am Tag an. Dabei bevorzugt sie blaue und gelbe Blüten - die Farbe Rot können Bienen nicht erkennen.
Die Biene ist in den letzten Jahren medial extrem in Szene gesetzt worden, zum Beispiel mit dem Film «More than Honey». Was denkt ihr darüber?
Stephan: Der Film hat viel zur Sensibilisierung rund um die Honigbiene beigetragen – insbesondere durch die einzigartigen Aufnahmen. Die Thematik wurde in einem weltweiten Massstab dokumentiert und die Situation dramatisch dargestellt. Auf die Schweiz bezogen kann man aber gar nicht von einem Bienensterben sprechen. Gut ausgebildete Imkerinnen und Imker können mit vielen der beschriebenen Bedrohungen umgehen. Auch die Landwirtschaft ist noch nicht so extrem industrialisiert wie vielleicht in den USA oder in China. Schauen wir es also ganzheitlicher an, haben diese Filme auch einen Hype für das Imkern ausgelöst, was bei einer zu hohen Bienendichte nicht nur positiv ist. Im Gesamtbild geht es übrigens nicht nur um die Honigbiene, sondern auch um die Wildbiene und die Artenvielfalt allgemein ...
Felix: Im Raum Bern liegt die Bienendichte im Moment bei circa zwölf Völkern pro Quadratkilometer. Der nationale Durchschnitt liegt bei 4,3 – und selbst das ist schon zu hoch. Jetzt hat sich das Wachstum zum Glück ein bisschen abgeflacht, aber es ist immer noch ein Wachstum.
Unsere Reise mit den Bienen geht weiter: Transa unterstützt nun die Pflege eines Bienenvolks. Du möchtest selbst aktiv werden? Mehr Infos gibts beim Verein "Bienen Bern". Dieser freut sich für das laufende Projekt des Lern- und Leihbienenstandes auch über Zustupf via IBAN CH67 0900 0000 6074 7220 7 (Imkerinnen- und Imkerverein Bern und Umgebung).
Was gibt es überhaupt für Bienenarten?
Felix: Weltweit gibt es circa 30’000 Bienenarten, etwa 600 davon sind hier bei uns heimisch. Es gibt staatenbildende Bienen, wie die Honigbiene oder die Hummel. Und es gibt alleinlebende Bienen, wie die meisten Wildbienen. Weiter gibt es langrüsselige Bienen und kurzrüsselige Bienen: Der Unterschied liegt in der Art der Bestäubung. Die langrüsseligen bestäuben Pflanzen, die den Nektar in einem tiefen Kelch verstecken. Die kurzrüsseligen Bienen solche, die den Nektar eher gut erreichbar haben. Über dieses Thema könnten wir stundenlang weitersprechen, aber das würde wohl den Rahmen sprengen. *lacht*

Was können wir alle im Alltag für die Bienen und die Biodiversität tun?
Stephan: Das fängt auf dem Balkon an, indem man dort eine schöne, einheimische Wildblumenwiese sät. Es müssen ja nicht immer Geranien sein, die biologisch betrachtet ziemlich wertlos sind. Wie wäre es stattdessen mit Salbei oder eine blühende Knoblauchzehe? 
Felix: Ausserdem kann kann jede und jeder den Wildbienen einen Lebensraum in Form von Wildbienenhotels anbieten. Wer einen Garten hat, kann einen Asthaufen liegen lassen, Sandflächen frei lasssen oder Stängelpflanzen nicht schon im Herbst wegschneiden, nur weil es «aufgeräumter» aussehen soll. Diese bieten nämlich perfekte Überwinterungsräume für Insekten.
Was sollte man für die Imkerei mitbringen? Kann jeder einfach damit anfangen?
Stephan: Imkerei bedeutet Verantwortung und Arbeit – darüber sollte man sich im Klaren sein. Mit einem Leihbienenstand kann man vorab perfekt in das Thema reinschnuppern. Generell sollte man gerne basteln und heimwerken: Es gibt schliesslich beim Imkern immer etwas zu bauen. Man muss einfach interessiert sein und sich damit auseinandersetzen wollen, wie so ein Superorganismus wie die Honigbiene organisiert ist. 
Felix: Es fängt in meinen Augen bei Persönlichkeitsmerkmalen an. Mir fällt auf: Eine gute Imkerin, ein guter Imker, ist eine achtsame Persönlichkeit. Ist man fähig zu beobachten? Man braucht einen guten Seh-, Tast- und Geruchssinn. Auch die Feinmotorik ist wichtig. Der Zeitaufwand und die Kosten sind natürlich auch beträchtlich.

Der besagte Lehr- und Leihbienenstand zielt auf Hobby-Imker ab. Gibt es auch Berufsimker in der Schweiz?
Stephan: Ja, ein paar wenige gibt es. Das funktioniert in der Schweiz aber nur, wenn man die Imkerei beispielsweise mit der Landwirtschaft kombiniert und dadurch zusätzliche Einnahmen generiert.
Grossimkereien wie in den USA gibt es aber bei uns nicht, oder?
Felix: Also, ich persönlich kenne zwei bis drei Berufsimker. Von der Imkerei leben kannst du so ab circa 400 Völkern. Ich persönlich würde diesen Job aber gar nicht machen wollen: Sobald du davon abhängig bist und keinen Nebenerwerb hast, wird der Honigertrag plötzlich sehr wichtig. Dann spielt es auf einmal eine Rolle, wie viel Zeit du pro Volk oder pro Honigkessel investierst. Und dann liegt der Schritt in Richtung industriellem Imkern nahe. Ich dagegen will Zeit haben, das Wesen der Bienen zu erfassen und ihnen eine möglichst artgerechte Pflege zukommen zu lassen. 

Findet ihr es moralisch fragwürdig ist, den Bienen den Honig wegzunehmen und mit ihm Geld zu machen?
Felix: Wenn wir uns das ganze Jahr über verantwortungsvoll um unsere Schützlinge kümmern – aber wirklich das ganze Jahr durch – dann nicht. Wenn wir sie aber nur ausbeuten und es rein um den Profit geht, dann ist es natürlich fragwürdig.
Stephan: Ich sehe das ähnlich. Der verantwortungsvolle Umgang ist zentral, und das bedeutet auch, dass man dem Bienenvolk für den Wintervorrat einen gewissen Teil des eigenen Honigs lässt. 

Die Abschlussfrage: Felix, wie würdest du die Biene in einem Wort beschreiben?
Felix: «Hochkomplex»: Die Biene hat die Fähigkeit zu allerfeinsten und simultanen Sinneswahrnehmungen, ist hochkommunikativ und extrem durchorganisiert – da komme ich direkt ins Schwärmen! Wusstest du zum Beispiel, dass eine Königin bis zu 2000 Eier täglich legt? Oder dass Bienen in etwa 330 Bilder pro Sekunde sehen, während wir Menschen nur etwa 25 Bilder sehene können? Oder dass Bienen die Sonne zur Navigation nutzen? Ich könnte ewig so weitermachen .

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