Hanwag: Ehrlich währt am Längsten

13. September 2021

…und beim bayerischen Schuhmacher Hanwag schon 100 Jahre. Die Touren- und Wanderschuhe haben sich enorm entwickelt, doch die Basis für alles ist und bleibt das handwerkliche Können.

Fotos: zVg Hanwag

Redaktor, 4-Seasons Magazin
Beobachtet schon eine Weile

Als Hanwag-Gründer Hans Wagner 1921 seine Werkstatt im bayerischen Vierkirchen eröffnete, war das Schustern reine Handarbeit – in vielen anspruchsvollen Schritten: Zuschneiden, Nähe­­n, Formgebung, Besohlun­g. Körperlich hart arbeitend, sassen die Schuster auf kleinen Hockern, hatten den Leisten im Schoss und zogen mit viel Kraft Leder darüber. Damals schaffte ein guter Handwerker nur wenige Schuhe am Tag. Die Qualität stimmte schon damals: Für die Kunden – oft Bauern und Arbeiter – war ein Schuh eine Anschaffung fürs Leben. Nur alle paar Jahre bekam er eine neue Sohle verpasst. Im Lauf der Zeit bekamen die Schuster maschinelle Hilfe, etwa beim Nähen oder Zwicken. Neben dem klassischen Leder werden heute auch funktionelle Kunststoffe und Textilien verarbeitet. Und natürlich spielt bei Formen­planung und Design der Computer eine grosse Rolle. Doch bis heute gilt: In einem guten Schuh steckt jede Menge Erfahrung und Handarbeit. Beispielhaft für die Philosophie von Hanwag sind zwei Punkte, die bereits genannt wurden: die Leisten und die Möglichkeit, den Schuh neu zu besohlen.

Den Spruch «Schuster, bleib bei deinen Leisten» kennt jeder. Gemeint ist, man solle sich auf die Dinge konzentrieren, die man am besten kann. Aber was ist überhaupt ein Leisten? Wikipedia weiss weiter: «Ein Formstück aus Holz, Kunststoff oder Metall, das der Form eines Fusses nach­empfunden ist und zum Bau eines Schuhs verwendet wird.» Ein künstlicher Fuss also, der für die spätere Passform entscheidend ist.

Streifzug durch die Geschichte

1921: Vor den Toren Münchens,im 1100-Einwohner-Dorf Vierkirchen, gründet Hans Wagner seine Werkstatt.
1923: Die zwiegenähten Schuhe sind gefragt, Wagner beschäftigt bereits vier Gesellen.
1936: Skifahren wird zum neuen Sport – und Wagner hat die Schuhe dafür: aus Leder und mit Schnürung.
1940: Erste Maschinen erhöhen die Produktionsleistung – ein wichtiger Grosskunde ist das Militär.
1945: Neubeginn nach dem Krieg: Hans Wagner nennt seine Firma erst «Hawa», ab 1952 dann «Hanwag».
1956: Erstmals zeigt sich Hanwag auf einer Sportmesse – und findet dort gleich einen Amerika-Importeur.
1964: Hans’ Neffe Josef Wagner übernimmt. Hanwag verkauft 10’000 Skischuhe in die USA.
1970: Der erste Skitourenschuh überhaupt kommt von Hanwag: mit Innenschuh und Schnallenverschluss.
1980: Pionierzeit des Sportkletterns – Hanwag ist dabei und entwickelt die ersten Finken.
1987: Noch ein Spezialschuh, diesmal für den Trendsport Gleitschirmfliegen: der Fly mit superhohem Schaft.

Perfekte Passform auch für Problemfüsse

Während die meisten Schuhhersteller mit einem möglichst massenkompatiblen Standardleisten arbeiten, hat sich Hanwag auf Vielfalt spezialisiert. Viele Schuhmodelle sind in breiteren oder schmaleren Formen zu bekommen, und Hanwag scheut auch keinen Aufwand, um Probleme zu lösen, die nur wenige Kunden haben. Parade­beispiel ist ein Leisten namens «Bunion».  Das ist die englische Bezeichnung für Hallux valgus, und dieser lateinische Begriff wiederum beschreibt den Schiefstand der Grosszehe samt Versteifung des Grosszehengrundgelenks. Vor allem Frauen kennen dieses Problem, neuerdings sind aber auch immer mehr Boulderer und Sportkletterer jeden Geschlechts betroffen, die ihre Füsse oft in viel zu enge Finken zwängen. Der Bunion-Leisten bietet eine entsprechend grosse Aussparung im Bereich der Grosszehe und erlöst alle, die bisher von einer operativen Behebung des Hallux valgus abgesehen haben. Wer unter diesem Handicap leidet, bekommt bei Transa Bestseller wie den Trekkingschuh Tatra II – passend in der Version mit dem Bunion-Leisten.

Nachhaltig ins zweite Jahrhundert

Ähnliches gilt für die Wiederbesohlbarkeit: Bei günstig produzierten Schuhen wird die Sohle meist aufgespritzt («gestrobelte Machart»), ein Austausch ist nicht möglich. Die sogenannte gezwickte Machart ist in der Produktion aufwendig und teuer – dafür lassen sich die Sohlen bei Bedarf erneuern. Man ahnt es bereits: Bei Hanwag sind sämtliche Schuhmodelle gezwickt und damit auch wiederbesohlbar. «Ist dein Hanwag-Schuh nach vielen schönen Touren durch: einfach zur Transa bringen, die leiten ihn an uns weiter und unsere Spezialisten ziehen neue Sohlen auf. Das ist nachhaltig und die Kosten liegen weit unter einer Neuanschaffung», sagt Alex Gamper von Bus Sport. Die Firma aus Buchs SG kümmert sich seit 2004 um den Hanwag-Vertrieb in der Schweiz. «Hanwag passt sehr gut zum Schweizer Markt«, findet Alex, «ehrliches Handwerk, absolute Verlässlichkeit, langfristiges Denken.»

Transa hat als grösster Hanwag-Händler in der Schweiz auch das breiteste Angebot an Leisten-­Varianten. Gemeinsam startet man nun in das zweite Jahrhundert der Hanwag-Historie: Dieses beginnt besonders nachhaltig mit der neuen Blueridge-Serie, die ab Frühling 2022 in den Filialen Markthalle Bern und Zürich Europaallee stehen wird: Die Schuhe bestehen zu grossen Teilen aus Recycling-Materialien und sind komplett PFC-frei.

Happy Birthday Hanwag!

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