Hüttentour fürs Klima

19. August 2021

Ein spezielles Hüttenwochenende durften wir zusammen mit POW im Tessin erleben. Gemeinsam mit den Gästen haben wir den Transport der Lebensmittel für unseren Znacht auf die Cristallinahütte zu Fuss bewältigt. Und so einen Helikopterflug ersetzt.

Fotos: Ruedi Thomi

Verkaufsmitarbeiterin, Filiale Europaallee Zürich
Bei ihr gilt: je steiler, desto besser
Der Chauffeur vom Postauto lässt sich nicht aufhalten: Trotz enger Kurven auf der kurzen Strecke von Airolo nach Ossasco versorgt er uns besser als jeder Touri-Busfahrer mit Infos über das wunderschöne Bedretto-Tal. Und läutet das Wander-Wochenende mit guter Stimmung ein. Kaum ausgestiegen, erwartet uns unübersehbar das hellblaue Zelt der Klimaschutzorganisation Proetct our Winters, kurz POW. Organisatorin Naomi und die beiden Volunteers, Julia und Marc, haben auf einem Klapptisch kiloweise Lebensmittel aufgetürmt und füllen sogleich unsere Wander-Rucksäcke bis zum Rand. Frisches Gemüse, Obst, Mehl, Alpbutter und vieles mehr haben sie in den letzten Tagen hier in der Gegend saisonal und bio eingekauft.

Lauch am Rucksack

Bald besammeln sich andere Wanderer, die vom Projekt Wind bekommen haben, und der Tisch wird immer leerer. Das Ziel von heute: Die Zutaten für den Znacht in der Hütte - statt wie üblich mit einem Helikopter - zu Fuss den Berg hoch zu tragen. Einzig auf den Eiern bleiben wir lange sitzen. Schlussendlich lassen sich aber doch noch Wanderfreunde finden, die nicht auf ein Dessert in der Hütte verzichten wollen und den Aufstieg schwer bepackt, aber ganz vorsichtig in Angriff nehmen.

Wanderung mit Käse

Wir warten noch einige Postautos voll motivierter Wanderer ab und wollen gerade aufbrechen, als ein zerbeulter Geländewagen um die Ecke kurvt. Giaccomo, ein Bekannter von Hüttenwart Manu, hat von unserem Projekt erfahren und drückt uns einen riesigen Laib Käse in die Hand, den wir doch bitte zur Hütte mittragen sollen. So schnell, wie er aufgetaucht ist, rauscht er in Richtung Nufenenpass wieder davon. Der weisse Schäferhund auf seiner Ladefläche schaut uns fast entschuldigend an und verschwindet ebenfalls in einer Staubwolke. Jetzt kann es endlich losgehen.

Ossasco liegt bald weit unter uns, der Wanderweg ist zu Beginn sehr steil. Nach gut einer Stunde lichtet sich der Wald und wir legen auf der Alp Cristallina einen Halt ein. Der freundliche Saisonnier verzeiht uns die mangelhaften Italienisch-Kenntnisse und gewährt uns Einblick in den Käsekeller, wo sich das gelbe Gold bis unter die Decke türmt. Wir sind überwältigt, aber schon zu schwer beladen, um noch mehr Käse zu kaufen.

Vegetarisch und Regional

Wir ziehen noch wenige Stunden weiter. Gerade als die Energie der Gruppe zum Sinkflug ansetzt, entdecken wir eine frische Quelle und füllen unsere Trinkflaschen mit dem sprudelnden Wasser. Endlich erreichen wir den Passo di Cristallina und geniessen die wohlverdiente Aussicht auf das obere Val Bavona. Neben uns türmt sich der Basodino auf. Angekommen, überreichen wir die Lebensmittel Hüttenwart Manu, der uns herzlich begrüsst. Naomi erklärt uns, dass Manu und sie bereits Kontakt hatten. Die Lebensmittel, welche wir hochgetragen haben, gab Manu einige Tage im Voraus in Auftrag. Schön zu sehen, wie offen das Hüttenteam auf die Idee von POW reagiert und uns die Möglichkeit gibt, das Bewusstsein der Gäste im Zusammenhang mit Klima und Ernährung zu schärfen.

Heute steht ein vegetarisches Gemüse-Risotto mit Linsen- und Couscous-Salat aus der Region auf der Speisekarte. Sogar das Bier, welches unseren Durst stillt, wird im Kanton Tessin in Stabio produziert. Schnell finden wir beim Abendessen die hochgebuckelten Lebensmittel in unseren Tellern wieder. Während dem saftigen Rüeblikuchen zum Dessert erzählt Naomi den Gästen vom Projekt Klimaschutz auf dem Teller, wofür POW sich engagiert und wie unsere Ernährung den Klimawandel beeinflusst.

Spannend: In den letzten 150 Jahren hat sich die Temperatur im globalen Schnitt um 0,9 Grad erhöht. Das verändert Verdunstung, Niederschlag, Wind- und Ozeanströmungen und unsere Alpengletscher schwinden.
Naomi, im Namen von POW, möchte weder moralisieren noch jemanden überreden, sich in Zukunft vegetarisch zu ernähren. Wir gehen alle gerne raus in die Berge und dieser wunderbaren Natur möchten wir Sorge tragen und etwas zurückgeben. Da Fleisch von allen Lebensmittel-Gruppen am meisten Treibhausgase verursacht, leistet man mit einer Reduktion des Fleischkonsums und mit regionalen Produkten auf alle Fälle einen wertvollen Beitrag gegen den Klimawandel.

Abmarsch mit Folgen 

Bald schlüpfen wir müde in unsere Hüttenschlafsäcke. Nach dem Morgenessen wird es Zeit, den Weg zurück ins Tal zu starten. Zufrieden geht es wieder nach Hause, in Gedanken immer noch beim Projekt, das sicherlich bei vielen Gästen nachhaltig zum Denken anregt. Schliesslich trugen wir alle zusammen die Lebensmittel im Rucksack hoch und mindestens für unser Nachtessen musste der Helikopter nicht fliegen. Danke an Naomi und POW, dass wir euch auf die Capanna Cristallina begleiten durften.

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