Kleine Kocherkunde

16. März 2021

Gas? Benzin? Oder gleich auf dem Lagerfeuer? Kochen ist ein zentraler Bestandteil vieler Outdoor-Erlebnisse. Unser Remo erklärt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Typen.

Fotos: ZvG, Scott Rinckenberger

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Gaskocher

Der grösste Vorteil eines Gaskochers ist, dass er leicht zu bedienen ist. Modelle mit integrierter Piezozündung kann man ohne Vorbereitung in Sekundenschnelle an- und wieder ausschalten. Für die Bedienung braucht man kaum Know-how, die Leistung lässt sich bei den meisten Modellen sehr gut regulieren. Das ist wichtig für aufwendigere Gerichte, die länger köcheln sollen. Ausserdem sind Gaskocher vergleichsweise leicht, sauber und sie brauchen so gut wie keine Wartung – Kartusche anschrauben, anzünden, loskochen.

Doch natürlich ist das nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht die Frage: Ist in dem Gebiet, in dem ich mit meinem Kocher unterwegs sein werde, überhaupt Gas verfügbar? Denn: Gaskartuschen dürfen nicht mit in den Flieger und ausserhalb von Europa ist es vielerorts gar nicht so einfach, passende Kartuschen zu finden. Selbst im nahen Ausland gibt es oft nur welche mit Campingaz-Steck­anschluss. Um diese an einem Kocher mit Schraubanschluss zu benutzen, braucht man einen speziellen Adapter. Für ein längeres Outdoor-Abenteuer im Ausland sollte man also unbeding­­t vorab eine Bezugsquelle für die passenden Gaskartuschen recherchieren (zum Beispiel einen Outdoor-­Laden am Startort) und idealerweise auch gleich die benötigte Menge reservieren.

Wer im Winter mit einem Gaskocher loszieht, sollte wissen, dass die «normalen» Butan-Kartuschen nur bei Plusgraden funktionieren. Bei Temperaturen unter null hilft das Gas Isobutan, das noch bis circa minus zehn Grad (effektiver Siedepunk­­t: –11.7) gasförmig aus der Kartusche kommt. Aber halt nur das Isobutan, nicht das Butan! Oder du nimmst gleich ein Modell wie den Optimus Vega, bei dem man die Gas­kartusche auf den Kopf stellen kann – dadurch erreicht das Gas den Kocher in flüssiger Form, ist also nicht mehr an eine bestimmte Temperatur gebunden. Wer kein solches Model­­l zur Verfügung hat, kann sich helfen, indem er einen Taschenwärme­­r mitführt. Diese sogenannten Latentwärmespeicher (hier wird ein Metallplättchen geknickt, um sie zu aktivieren) kann man unter die Kartusche stellen und so das Gas um ein paar Grad erwärmen. Spezielles Wintergas hilft ebenfalls, kostet aber das Doppelte. Ausserdem sollte man die Gaskartusche nie direkt in den Schnee oder auf eine­­n kalten Stein stellen.

Benzin- und Multifuel­kocher

Das Thema Brennstoff-Verfügbarkeit ist bei der Wahl des richtigen Kochers entscheidend. Genau hier punkten die Benzin-/Multifuelkocher: Selbst in den entlegensten Winkeln der Erde kommt man an Brennstoff. An Tankstellen, in Apotheken, Baumärkten und selbst in vielen Supermärkten findet man irgendeinen Flüssigbrennstoff. Der Omnifuel von Primus und der Whisperlite Universal von MSR kommen beispielsweise mit so ziemlich jedem Brennstoff zurecht: Reinbenzin, Autobenzin, Petroleum, Diesel, Flugbenzin oder Kerosin – einige Modelle können auch auf Gasbetrieb umgebaut werden. Der Whisperlite Inter­national von MSR dagegen kann ausschliesslich mit flüssigen Brennstoffen betrieben werden.

Die Reinheit des Flüssigbrennstoffes hat grossen Einfluss darauf, wie gut und sauber der Kocher funktioniert. Die erste Wahl ist hier immer Rein- bzw. Leichtbenzin, das man zum Beispiel bei Transa, in Apotheken oder Baumärkten bekommt. Für die verschiedenen Brennstoffe muss man die jeweils passende Düse mitführen und verwenden.

Benzinkocher sind – im Gegensatz zu Gaskochern – resistent gegen Kälte und immer freistehend konstruiert. Ihre Leistung lässt sich aber meistens nicht so einfach dosieren. Die Handhabung eines Benzinkochers ist zudem etwas komplizierter als bei einem Gaskocher: Zunächst wird die Brennstoff-­Flasche mit einer Pumpe von Hand unter Druck gesetzt. Die Verdampfung des Brennstoffes geschieht mittels Erhitzung im sogenannten Brenner, in dem sich die Düse befindet. Deshalb müssen Benzinkocher immer erst vorgeheizt werden, bevor man auf ihnen kochen kann. Diese Vorbereitung dauert gern­e auch mal zehn Minuten und beim Vorheizen entsteht eine mehr oder weniger russende Flamme (je nach Brennstoff). Nach dem Abschalten muss der Benzinkocher noch einen kurzen Moment nachbrennen, damit der überschüssige Brennstoff aus dem System verbrennen kann.

Die Verwendung eines Benzin- oder Multifuelkochers er­fordert Know-how. Über den eigentlichen Betrieb hinaus braucht diese­­r Typ ein Mindestmass an Wartung – vor allem, wenn man unreine Brennstoffe wie Diesel verwendet. Dann muss der Kocher unter Umständen nach jeder Nutzung gründlich ge­reinigt werde­n – und auch das muss man vorab erst mal lernen.

Nicht zu unterschätzen ist das Thema Lautstärke: Einige Benzinkocher fauchen im Betrieb so laut vor sich hin, dass in ihrer Nähe eine normale Unterhaltung schwierig wird.

Sonderformen

Eines vorab: Mit dem Begriff Sonderformen sind hier die­jenigen Kocher gemeint, die nicht mit Gas oder Benzin betrieben werden. Diese Typen sind keineswegs «sonderbar» oder gar schlechter als ihre auf Performance getrimmten Artgenossen. Vielmehr haben sie ihre ganz eigenen Vorzüge.

Ein bekannter Klassiker in dieser Rubrik ist der Trangi­a-Kocher. Er wird mit Spiritus betrieben, ist durch seine Bau­weise windresistent und kommt als Set, das aus dem Brenner samt Windschutz und Standfuss, zwei Töpfen, einer Brat­pfanne und einer Griffzange besteht. Der Spiritus wird einfach in den Brenner gefüllt und entzündet, ohne dass er vorher unter Druck gesetzt werden muss.

Ein Trangia-Kocher bringt höchstens ein Drittel der Leistung eines guten Gas- oder Benzinkochers. Was auf den ersten Blick wie ein Nachteil wirkt, ist aber in Wahrheit oft ein entscheidender Vorteil: Er ist leise und er ist langsam. Das ermöglicht gemütliches Beisammensein und selbst das Kochen aufwendiger Gerichte artet nicht in Stress aus. Allerdings muss man für längere Vorhaben vergleichsweise viel Brennstoff mitführen. Und: Das Set ist relativ voluminös.

Der Esbit-Kocher (Trockenbrennstoff in Würfelform) ist eine weitere Sonderform. Hier bekommt der Begriff «Entschleunigung» eine neue Bedeutung: Dieser Kochertyp bietet so wenig Leistung, dass man keine grösseren Gerichte auf ihm kochen kann. Er ist eher dafür gedacht, Wasser heiss zu machen.

Ein Kochertyp, der besonders unter Bushcraft-Fans beliebt ist, ist der Holz- bzw. Hobo-Kocher: Hier dient zuvor gesammeltes Kleinholz oder alles Brennbare als Brennstoff. Ist man in waldigen Regionen unterwegs, braucht man also keinen Brennstoff mitzuführen. Aus dieser Kategorie stechen Holzvergaserkocher besonders hervor: Durch die doppelwandige Konstruktion wird dem Feuer erwärmter Sauerstoff zu­geführt. Dadurch kann bei der Verbrennung entstandenes Rauchgas zusätzlich verbrannt werden, was die Leistung des Kochers erhöht und die Rauchentwicklung vermindert. Speziell ist der Biolite-Kocher: Dieser wandelt die Hitze durch einen thermoelek­trischen Wandler in Strom um und speichert ihn in einem Akku. Dieser liefert dann die Energie für den Ventilator, der die Verbrennung unterstützt.

Offenes Feuer

Abends am Lagerfeuer zusammensitzen, über die Erlebnisse des Tages reden und gleichzeitig auf dem Feuer in einem grossen Topf das Znacht zubereiten – was könnte es Schöneres geben? Doch das Kochen auf dem offenen Feuer erfordert bei aller Gemütlichkeit auch ein wenig Bereitschaft zur Improvisation: Zunächst braucht man einen geeigneten Platz, um ein Feuer zu machen – und es muss überhaupt erlaubt sein! Vor allem im Sommer sollte man sich unbedingt vorab informieren, wie hoch die Waldbrandgefahr ist. Dann muss man Holz sammeln und das Feuer anzünden. So geht schnell mal eine Stunde ins Land, bevor man mit dem Kochen beginnen kann.

Um überhaupt auf offenem Feuer kochen zu können, braucht man eine Art Grillrost oder ein Dreibein und spezielle (vergleichsweise schwere) Töpfe und Pfannen. Ideal sind Töpfe mit einer Emaille-Beschichtung, die sehr hitzebeständig und leicht zu reinigen sind, oder die klassischen Pfaditöpfe mit der feuerfesten Aussenbeschichtung. Alternativ kann man auf Kochtöpfe aus Guss (Stichwort: Petromax) zurückgreifen – die sind aber ziemlich schwer und ausser bei einer Kanadier-Paddeltour ohne Tragepassagen oder auf Büslitour nur für den stationären Gebrauch empfehlenswert.

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