Ski and the city

8. Dezember 2022

Auf Skitourensafari rund um Innsbruck in Tirol. Oder: Wie lässt sich öffentlicher Verkehr, Bergerlebnis und urbanes Leben nachhaltig verbinden?

Fotos: Julian Rohn

Autor, 4-Seasons
ist gern zwischen Gipfel und Grossstadt

Bergführer Tobi kickt seine Skischuhe sorgfältig in den Schnee und verbessert die Tritte. Wir folgen ihm mit Ski am Rucksack vorsichtig den luftigen Grat entlang. Links geht es hinunter ins schneegefüllte Hafelekar, das uns gleich in die wilde Gebirgslandschaft des Karwendels leiten wird. Wenn wir aber nach rechts schauen, sind über 1’500 Meter weiter unten die Dächer und Strassen von Innsbruck zu sehen.

Es ist Tag drei unserer Tourenwoche rund um die Tiroler Hauptstadt und diese Passage am Grat steht fast sinnbildlich für den ganzen Trip. In wohl kaum einer anderen Grossstadt der Alpen ist das urbane Leben so schnell mit dem Abenteuer am Berg zu verbinden wie hier in Innsbruck. Mehr als zehn Skigebiete erreicht man aus der City in unter einer Stunde. Dazu kommen noch unzählige Skitouren abseits der Bergbahngebiete. Auch der Alpenhauptkamm und der Brenner liegen praktisch um die Ecke.

Grossstadt trifft auf Bergszene

Fünf Tage lang erkunden wir diese ungewöhn­liche Mischung aus Grossstadt und Bergerlebnis. Wir, das sind Jessi, Swinde, Micha und Ruedi von Transa, dazu unser Bergführer Tobi von Höhenfieber und ich, aus der 4-Seasons-Redaktion. Anders als auf gewöhnlichen Skitourenwochen brechen wir morgens nicht von einer Berghütte auf, sondern stärken uns erst noch in unserem Design­hotel am grossen Zmorgebuffet. Anschliessend geht es umweltbewusst mit Bus und Bahn zu den Ausgangspunkten für den Tag. Die Kombination aus Ski­touren und nachhaltigem, öffentlichen Verkehr funktioniert rund um Innsbruck perfekt.

Schon bei der Anreise zu dieser Pioniertour haben wir das genutzt – mit einem Zwischenstopp am Arlberg. Aus Zürich benötigt man mit dem Zug nicht mal 2,5 Stunden bis nach St. Anton. Und das Skigebiet mit seinen legendären Variante­n­abfahrten liegt genau auf der Strecke nach Innsbruck. Mit der Rendlbahn erleichtern wir uns ein paar Höhenmeter, ehe wir die Pisten hinter uns lassen und nach einer kleinen Abfahrt die Steigfelle unter die Ski kleben. Selbst in einem der beliebtesten Freeride-Gebiete entkommen wir problemlos der Masse, sobald wir ein paar zusätzliche Meter in Richtung Hochkarspitze (2’836 m ü. M.) aufsteigen. Nach zwei netten Rinnen und guten Schwüngen in weichem Schnee stehen wir wieder am Bahnhof und rollen gemütlich mit dem Zug weit­­er in Richtung Innsbruck.

An Tag zwei nutzen wir das Innsbrucker Haus- und Familienskigebiet Axamer Lizum als Aus­gangs­punkt. Vom Hauptbahnhof bringt uns der Skibus in nur 50 Minuten zu den Liften unterhalb der markanten Felsformation der Kalkkögel. 1976 fand hier auf den Pisten ein Grossteil der Skiwettbewerbe der Olympischen Spiele von Innsbruck statt. Heini Hemmi aus Churwalden gewann damals Gold im Riesenslalom.

Aus dieser Zeit stammt auch noch immer die alte Standseilbahn, die wir für die ersten Höhenmeter auf die Gipfelstation am Hoadl nutzen. Von dort lassen wir den Trubel hinter uns und queren unterhalb der Kalkkögel in Richtung Süd­westen ins freie Gelände. Weisse, kupierte Hänge liegen vor uns. Es gibt zahlreiche Optionen, man könnte von hier sogar zum «Sellrain-Express» aufbrechen – eine­r mehrtägigen Skidurchquerung in Richtung Sellrain und Kühtai.

Wir entscheiden uns aber gegen grosse Namen und vertrauen unserem Bergführer Tobi, der eine­n unscheinbaren Höhenzug anspurt. Tatsächlich findet sich hier noch reichlich unverspurtes Gelände und im Laufe des Tages machen wir drei grössere Abfahrten. Trotzdem werden wir am Abend nur entspannte 800 Höhenmeter im

Aufstieg gesammelt haben. Swinde, Verkaufs­beraterin in der Transa Filiale Zürich Europaallee, ist beeindruckt: «Mir gefällt die Gegend gut, die Felstürme der Kalkkögel erinnern mich etwas an die Dolomiten. Noch mehr bin ich aber vom Schnee überrascht, auch nach zwei Wochen ohne Neuschnee haben wir hier wirklich gute Verhältnisse vorgefunden.»

So eine lange Zeit nach dem letzten Schneefall rund um Innsbruck noch unverspurte Flecken zu finden, erfordert tatsächlich einen gewissen Spürsinn. Denn die einheimische Skiszene weiss um ihre Möglichkeiten und nutzt sie auch. Besonders unter den Studierenden sind viele Freeride- und Skitourenbegeisterte – bei Neuschnee bleibt manche­ Vorlesung an der Innsbrucker Uni einfach leer.

Zurück am Grat

Doch zurück zu dem Grat über den Dächer­­n von Innsbruck. Um aus der Stadt an diesen Ort mit der wirklich einmaligen Aussicht zu gelangen, benötigt man gerade mal eine halbe Stunde. Mitten aus der Stadt geht es zunächst mit einer Standseilbahn und dann per Gondel auf die Nordkette in 2’256 Meter Höhe.

Hier oben wartet jetzt ein echter Innsbruck-Klassiker auf uns: die Kleine Karwendel-Durchquerung vom Hafelekar ins Halltal. Es ist eine Kombination aus mehreren Hochtälern und Übergängen, bis man schliesslich hinunter in den Innsbrucker Vorort Absam fährt. Für unsere Variante fellen wir nach den ersten gut 300 Höhenmetern Abfahrt ins Hafelekar wieder auf. Luftlinie sind wir nur wenige Kilometer vom geschäftigen Inntal entfernt, doch abgeschirmt durch die Gipfel der Nordkette bewegen wir uns in unserem eigenen Reich. Es geht durch eine Latschenzone hindurch in das grosse Becken des Mandlkars. Die Spitzkehren hinauf zum gleichnamigen Joch sind scharf gezogen und aufgrund des hier harten Schnees im Anstieg rät Tobi zu Harscheisen. Oben angekommen erhaschen wir erneut einen Blick ins Inntal, ehe wir einen halb aufgefirnten Südosthang abfahren und schliesslich wieder in die Ruhe des Karwendels eintauchen. Dort, wo der Firn langsam in nervigen Bruchharsch überzugehen droht, findet Tobi tatsächlich noch eine Mulde mit unverspurter weicher Ware. Schliesslich fellen wir erneut auf. Der letzte grosse Aufstieg des Tages führt uns zum Stempeljoch. Eine ausgiebige Pause auf einer windgeschützten Bank in der Sonn­­e ist jetzt genau das Richtige, um die wilde Umgebung noch mal in Ruhe zu geniessen. Nur etwa 700 Aufstiegs­meter haben wir dank der gross­zügigen Seilbahnunterstützung in den Beinen – und bekommen dafür über 2’200 Höhenmeter in den Abfahrten zurück.

Micha reicht das heute nicht. Der Verkaufsberater aus der Transa Filiale in Basel macht im Jahr etwa 150’000 Höhenmeter – auf Tourenski und auf dem Rennvelo. Daher ist die Kleine Stempel­joch­­spitze mit zusätzlich 300 Höhenmetern für ihn noch ein nettes Zückerli zum Abschluss. Wir anderen sind auch ohne diesen Gipfel zufrieden. Als Micha zurück ist, machen wir uns an die Abfahrt ins Halltal und damit zum Linienbus, der uns zurück in die City bringt.

An den Abenden erkunden wir das urbane Leben der Metropole am Inn. Direkt ums Hote­­l heru­­m finden sich zahlreiche Bars und Restaurants. Auch die Altstadt mit dem berühmten Goldene­­n Dachl ist nicht weit, das der Kaiser Maximilian I. um 1500 n. Chr. errichten liess. Wahrscheinlich kommen sehr viel mehr Feriengäste für einen Blick auf das Dach nach Innsbruck als zum Skifahren – wenn die wüssten, was sie da verpassen.

Unser vierter Tag führt uns nach Kühtai. Der 2’000 Meter hohe Pass mit Skigebiet liegt westlich von Innsbruck. Wir nehmen den Pirchkogel unter die Ski. Von Süden ein oft pisten­mässig eingespurter Berg in unmittelbarer Nähe der Lifte. Aber am Gipfel verlassen wir die übliche Route und fahren nach Norden ab. Perfektes Skigelände und weicher Schnee lassen uns grosszügig darüber hinwegschauen, dass der Weg zurück auf jeden Fall wieder über den Berg führt. Zum Glück müssen wir nicht noch mal ganz aufsteigen und können uns über einen tieferen Bergrücken zur nächsten Bushaltestelle schummeln. Das ist ein weiterer, unschlagbarer Vorteil von öffentlichen Verkehrsmitteln: Jede unserer Touren in dieser Woche endet an eine­­m anderen Punkt, als wir begonnen haben. So bekommen wir immer das ideale Verhältnis aus einem möglichst angenehmen Aufstieg und der bestmöglichen Abfahrt.

Nach einer letzten Tour auf die Serles, einer markanten Felspyramide südlich von Innsbruck mit perfekten Firnhängen, geht es im Zug zurück nach Zürich. Alle sind sich einig: Wenn es mehr Städte mit so abwechslungsreichen Berg­möglichkeiten gäbe, dann könnten wir uns häufiger mal zu eine­­m «Städtetrip» überreden lassen.

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